Am 27.03.2015 um 15:44 schrieb JD. Hinteregger:
Sehr geehrter Herr Neumayer,

ich muss mit Bedauern feststellen, dass seit der Zeit, in der ich als Mitglied des Wirtschaftsforums der Führungskräfte die IV kennen lernte,
offenbar einige Entwicklungen stattfanden, die dazu führen, dass statt sachlicher Argumente unbewiesene und unbeweisbare Gemeinplätze verbreitet werden,
wie etwa die Mär, dass der Flughafen zigtausende Arbeitsplätze generiere. Wobei Sie mit 70.000 jedenfalls bisher den Vogel abschießen,
die meisten anderen Airportjünger bewegen sich in der Gegend um 40.000 bis 50.000 Beschäftigte.
Der Überschmäh der Fluggläubigenschar ist dabei, dass die weit überwiegende Mehrheit dieser Arbeitsplätze auf dem Modell der "induzierten" Arbeitsplätze beruht,
d. h. es wird die durch den Konsum der Airportangestellten in Handel, Gewerbe und Industrie kreierte Wertschöpfung  geschätzt und daraus werden
zehntausende Arbeitsplätze als Behauptung in die Öffentlichkeit posaunt.
Das Modell ist natürlich grob falsch, weil es nicht berücksichtigt, dass Menschen immer Arbeitsplätze induzieren, egal,
ob sie beim Flughafen oder wo anders arbeiten, und weil faktisch jeder Konsum einen Effekt auf Arbeitsplätze ausübt
(siehe die Hoffnungen der Regierung und der Wirtschaftsweisen bei der ESt-Senkung). 

Streng genommen sind auch Arbeitslose und Mindestrentner positive Wirtschaftsfaktoren, ja sogar Drogendealer, Einbrecher, Terroristen und
ähnliches Kroppzeug beleben die Wirtschaft, denn sie induzieren Arbeitsplätze bei Polizei und Justiz
(übrigens sollten nicht die Wirtschaftskriminellen in Staat und Land vergessen werden - die Korruptionstaatsanwaltschaft wird ständig personell aufgestockt!).
Als Generalsekretär der IV sollte ihnen "GIGO" auch ein Begriff sein. Jedes Modell ist so valid, wie die Daten seriös sind, mit denen ich es füttere -
und wenn ich Müll hineinstecke, kommt eben Müll heraus.

Wie schon erwähnt: ich kann mich nicht erinnern, dass sich die IV früher mit so hanebüchenen wie unbeweisbaren Statements aus dem Fenster gelehnt hätte.
Der Ruf ist schnell ruiniert und etwas wird nicht wahrer oder weniger lächerlich, nur weil es immer wieder vorgebetet wird!

MfG Dr. Johann Hinteregger



AW: Ihre Presseaussendung zum Flughafen Wien vom 11.03.15 (18-Mär-2015 16:09)
 
 

vielen Dank für Ihre Rückmeldung zu unserer Presseaussendung vom 10. März 2015 „Österreich braucht international vernetzten, konkurrenzfähigen Luftfahrtstandort“.

 Für die sehr stark international ausgerichtete österreichische Industrie ist Mobilität und ein leistungsfähiges Infrastruktur- und Transportsystem und damit insbesondere auch der Luftfahrt-Standort Österreich in vielerlei Hinsicht naturgemäß ein zentrales Thema. Die österreichische Industrie (Sachgütererzeugung) hat heute eine Exportintensität von 53 Prozent. Mehr als die Hälfte des Umsatzes wird also exportiert. In einigen Branchen wie bei der Metall- oder Elektrobranche sind es sogar 67 bis 73 Prozent, bei der Papierindustrie und beim Maschinenbau 76 - 82  Prozent, bei der Pharmaindustrie 83 Prozent und bei der KFZ-Zulieferbranche sogar über 90 (91%) Prozent. Insbesondere für unsere international agierenden Leitbetriebe ist die Anbindung an die globalen Märkte daher von größter Bedeutung. Ostösterreich ist daher auch ein wichtiger Standort von Unternehmenszentralen, insbesondere für Mittel- und Osteuropa.

 Das Luftfahrtdrehkreuz in Wien verschafft darüber hinaus direkt und indirekt rund 70.000 Menschen Arbeit. Es generiert eine Wertschöpfung von 4 Milliarden Euro jährlich und ein Steueraufkommen von rund 1 Milliarde Euro pro Jahr. Daher ist aus Sicht der Industriellenvereinigung die standortpolitische Relevanz der österreichischen Luftverkehrswirtschaft hervorzuheben. Gerade vor dem Hintergrund eines immer intensiver werdenden Wettbewerbs in der Luftfahrt gilt es daher, den Drehkreuzflughafen Wien langfristig zu sichern. Damit die heimische Luftfahrt in Zukunft jedoch wachsen kann, braucht sie international wettbewerbsfähige Standortbedingungen, dazu gehört auch ein wettbewerbsfähiges Abgaben- und Steuersystem.

 Die Industriellenvereinigung setzt sich auch weiter dafür ein, konkrete Umsetzungsschritte zu forcieren, damit wir als Standort nicht ins Hintertreffen gelangen.

 Mit den besten Grüßen

Christoph Neumayer