Viele Hürden für die dritte Piste
Gegner des geplanten Ausbaus des Wiener Flughafens zerpflücken
den UVP-Bescheid.
Der Flughafen selbst muss zahlreiche Auflagen
abarbeiten.
Letztes Update am
31.07.2012, 15:19
Frühestens im Jahr 2020 werden Flugzeuge von der geplanten dritten
Piste in Schwechat abheben. Geschätzte Kosten: 1,8 Milliarden Euro.
Über Hunderte Seiten Akten brüten
derzeit die Fluglärmgegner in Wien und Niederösterreich. Und die Zeit
ist knapp:
Nur noch bis 24. August können sie ihre Einsprüche gegen den
Umweltverträglichkeitsbescheid zur geplanten dritten Piste des Wiener
Flughafens formulieren.
"Ich frage mich, ob sich das alles ausgehen wird", sagt Johann
Hinteregger von der Bürgerinitiative Laaerberg in Wien-Favoriten.
Denn
er hat gleich eine Reihe von Kritikpunkten: "Bei der Festlegung der
Lärmgrenzwerte wurde mit veralteten Daten gearbeitet.
Als Richtwert für
den Tagesmittelwert wurden 62 Dezibel angesetzt. Laut neueren
Erkenntnissen müsste er um acht Dezibel niedriger sein.
" Vom Grenzwert
hängt aber ab, ob die Betroffenen Lärmschutzmaßnahmen bezahlt bekommen.
Bei den Luftschadstoffen gebe es weitere Ungereimtheiten: "Für die
kleinsten, besonders gefährlichen Partikel gibt es nur Schätzungen und
keine Daten auf Basis exakter Messungen."
Auch Viktor Horak von der Liesinger Bürgerinitiative überlegt gerade,
wie er seine Einsprüche formulieren soll. Kein leichtes Unterfangen,
weil viele Knackpunkte im Bescheid erst gar nicht berücksichtigt wurden.
"Die Politiker behaupten, dass die dritte Piste zu einer Entlastung
lärmgeplagter Anrainer führen wird.
Doch das ist durch nichts belegt."
Anflug
Laut Flughafen dürfen auf der neuen Piste nur mehr Maschinen landen,
die den "Curved Approach" beherrschen.
Dabei schwenken die Flugzeuge
erst kurz vor der Landung in den Geradeausflug ein, was günstiger für
die Lärmverteilung sein soll.
"Der Curved Approach wurde aber im Bescheid nicht festgehalten", sagt
Horak. "Und es gibt keine klaren Experten-Aussagen darüber,
wie die
Lärmbelastung dabei tatsächlich aussieht."
Doch auch auf den Flughafen wartet eine Menge Arbeit. Ist er doch
laut Bescheid mit 460 Auflagen konfrontiert.
So muss für 80 Schulen,
Kindergärten, Altenheime und Spitäler die Lärmbelastung beurteilt
werden. Wenn nötig, muss der Flughafen hier Lärmschutzmaßnahmen
finanzieren.
Zusätzlich zur Dokumentation des tatsächlichen Fluglärms müssen
jährlich Prognosen für die Entwicklung in den Lärmzonen erstellt werden.
Mindestens vier weitere Lärm-Messstationen werden neu errichtet.
"Einige der Vorschreibungen sind durchaus herausfordernd", sagt ein
Sprecher.
"Es sind aber keine darunter, die die Realisierung des
Projekts unmöglich machen."
KURIER-Stadtgespräch: Heißes Eisen dritte Piste
Wer braucht die dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat? Darum geht es auch beim dritten KURIER-Stadtgespräch.
Diskutieren Sie mit uns am 8. August ab 18 Uhr im Gasthaus Koci
(23., Draschestraße 81). Am Podium: Julian Jäger, Vorstand des Wiener
Flughafens,
und Viktor Horak von der Liesinger Bürgerinitiative gegen
Fluglärm. Die Experten Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien und
Christian Woborsky von der AustroControl
nehmen ebenfalls teil.
Moderation: Martina Salomon, stv. KURIER-Chefredakteurin.
www.facebook.com/WienerStadtgespraeche